Küttiger Anzeiger 2024
… dachte sich Reiseleiter Oliver Rothaupt und beorderte uns anlässlich des Maibum- mels ins Zuhause des Leibhaftigen. Zwar haben wir einen eigenen in unseren Reihen. Der nuckelte jedoch – wenn auch bärbeissig – friedlich Kaffee an unserem Treffpunkt. Mit Regen drohte der richtige Satan und malte schwarze Wolken an den Himmel. Doch nicht einmal richtige Tropfen brachte er schlussendlich zustande; es war eher so Inkontinenz-artig bis sogar gar nichts mehr ging. 16 Männerriegler wagten das Tête-à-tête mit dem Diabolus. Am Bahnhof Härkingen noch in der Zivilisation, verschluckte sie bald darauf der Schlund der Teufelsschlucht. Dank der vorhandenen Luft- feuchtigkeit kamen sie sich wie im Dschungel vor. Eine mystische Welt tat sich auf. Mit stetigem Tritt tauchten sie immer tiefer in Luzifers Daheim ein, erklommen Höhenmeter um Höhenmeter über Steige und Gitterrostbrücken, unter und sogar durch Felswände, entlang des manchmal tosenden, sich in Tiefen stürzenden, dann wieder ruhig dahinplätschernden Cholersbaches. Der Leibhaftige liess sich nicht blicken. Also zog die Truppe andere Saiten auf. Unter einem riesigen, höhlenartigen Felsvorsprung wurde Wein, Wurst, Brot und Käse ausgepackt. Leider hielt sich der Duft der Lockmittel nur kurz in der Luft, denn Ratzfatz war alles aufgegessen. Etwas länger dauerte dafür das obligate Gruppenfoto. Nach X (nein, nicht ehemals Twitter, sondern unzähligen) Versuchen fragte einer den Digitalkameramann, ob er denn überhaupt einen Film im Apparat hätte. Ahh – da kam etwas Teuflisches heraus. Mehr war dann aber nicht. Einfach enttäuschend! Beelzebub zeigte sich nicht und liess uns sich auch nicht spüren. Im Gegenteil: Den letzten saftigen Anstieg zur Schäferstube auf den Allerheiligenberg unter- stützte kräftiger Rückenwind. Nach willkommener Rast gings weiter. Auf Anraten hiess es, wir soll- ten den fünf Minuten längeren Weg nehmen, da dieser nicht nass und dreckig sei wie die kürzere Variante. Unterwegs fanden wir ein Unterbein eines Schafes oder einer Ziege. Einige fotografierten das Corpus Delicti, im Hinterkopf wohl die Tele-M1-Belohnung für den Tipp des Tages – so wegen Wolfschlagzeile. Schlimmer war jedoch, dass die letzte Rampe dann doch extrem morastig war. Der einzige Punkt, bei dem wir glaubten zu hören, wie sich der Teufel hinter einem der Bäume ins Fäustchen lachte. Wer war genau der Ratgeber für dieses dreckige Fiasko? Der Abstieg brachte die Truppe schliesslich ins Berggasthaus Dürstel. Dort wurden die verlorenen Kalorien mit Gemüse (mässig beliebt), Teigwaren (sehr beliebt) und Fleisch (extrem beliebt) wieder erneuert. Ein letzter kurzer Schuh- sohlenabrieb – und wir trafen am Ziel Langenbruck ein. Mit Einkeh- ren war dort allerdings nichts. Vier Restaurants und alle geschlossen, drei wegen Konkurses. Nichts mit Kneipe, dafür mit kneippen. Eini- ge taten sich in der Kneipp-Anla- ge etwas Gutes. Musste dabei im «Kügelibad» so gelacht werden? Das in tiefen Schlaf versunkene Dorf erschrak darob. Und wir staunten auf der Heimfahrt, dass wir mit der ÖBB unter- wegs waren. Was? Österreichische Bundesbahn? Waren wir so weit gelaufen? Ach so – Oensingen-Balsthal-Bahn! Bloss drei Stationen und das wars! Mit rund 650 Höhenmeter auf dem Tacho erreichten die Männerriegler wieder ihren Ausgangspunkt. Wobei: Der Urian zeigt sich noch mitten in derselben Nacht, als er Blitz und Donner nach Küttigen schickte, wohl weil wir seine Wohnstube durchquert hatten. MR-Reaktion: Ein müdes Achselzucken, ein Umdrehen und ein auf Teufel komm raus Weiterpfuusen. Auf Teufel komm raus ... Maibummel 2024 Männerriege Küttigen André Hächler
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA1MTU=